3. Bürgerforum in Huchting zur Straßenbahnverlängerung Linie 1: Vorschläge gehen an Deputation und wie gehts weiter?

Wer am Montag, den 9. Juli 2012 im Bürger- und Sozialzentrum in Huchting war, konnte merken, das die Situation anders war, als bei den vorangegangenen Bürgerforen. Emotional immer noch kocht natürlich das Thema hoch, doch es blieb alles etwas ruhiger. Was bei den Huchtinger auf jedenfall nicht gefallen hat, war die Art und Weise, weiterhin, wie das Bürgerforum gehand habt wird.

Herr Senator Lohse eröffnete das 3. und voraussichtlich letzte Bürgerforum und wies noch einmal daraufhin, das die Deputation den Bau der Straßenbahn, so wie er jetzt geplant ist, umsetzen würde. Allerdings sollen einige Einwendung und auch Anregungen in die zukünftigen Pläne mit einfließen. Außerdem würde er weiterhin nicht von seiner Position abrücken und dabei bleiben. Bedeutet soviel wie: Kompromisse gehe ich nicht ein.

Herr Polzin stellte noch einmal die beiden Varianten gegenüber: BTE-Trasse und Kirchhuchtinger Landstraße. Anhand einer Präsentation stellte er die beiden Vor- und Nachteile heraus. Er mußte jedoch auch zugeben, das es Vorteile gegenüber der BTE-Trasse gebe, aber die Kosten, die nun Aufgeschlüsselt auf der Leinwand zu sehen waren, würden vom Bund nicht übernommen und die ca. 23 Mio. Euro Mehrkosten trägt Bremen. „Und sie wissen ja, das Bremen ein Haushaltsnotlagenland ist.“ Ein raunen ging durch die Menge, denn wenn Bremen ein Haushaltsnotlageland ist, dann könnte man ja keine großen Bauprojekte starten, da diese dann ja mit Krediten bezahlt werden müssen.

Als Gegenrede für die Führung der Straßenbahn über die Kirchhuchtinger Landstraße trat Rolf Berger an das Mikrofon. Dieser stellte noch einmal klar, das die Erreichbarkeit entlang der Hauptstraße besser ist für die Anwohner. Eine eingleisige Trassenführung wurde seitens der Behörden nicht geprüft, sondern nur ein zweigleisiger Trassenausbau. Herr Berger zweifelte auch die Kosten für die „Stärkung oder Neubau der Brücke an der Heinrich-Plett-Alle“ an, denn schließlich wären diese Brücken Teil eines Schwerlastplans. Wenn diese Brücken darin stehen würden, könnten Sie nicht nur Schwerlastverkehr aushalten, sondern auch die Straßenbahn. Zudem merkte er an, das der Artenschutz entlang der BTE Trasse gewahrt bleibe.

Auch die Einsparungen, die immer wieder Thema sind, würden höher ausfallen, wenn die Straßenbahn über die KHL verläuft. Somit würde der Bus nur zwischen Brüsseler Straße und Roland Center verlaufen. Die Kosten für den „zusätzlichen“ Bus sind aus den Kosten nicht zu ersehen. Zukünftige Planungen sehen ja nun wohl vor, das die Busse Brüsseler Straße – Roland Center – Friedhof Huchting verlaufen sollen, zusammen mit dem Delbus der wohl „im 10-Minuten Takt verkehren“ soll. Ob die Linie 58 nun in Richtung Friedhof Huchting alle 10 Minuten oder alle 30 Minuten verkehren soll ist bis heute noch nicht abschließend geklärt, ebenso wenig, ob Friedhof Huchting eine Wendeschleife bekommt und wie der Bus dort Wenden kann. Diese Konkrete Frage wurde leider nicht beantwortet.

Beim Fazit des Variantenvergleiches fällt ihm auf, das man – pauschal gesagt – die BTE-Trasse „schön rechnet“ damit diese Variante gebaut wird und die KHL Variante „schlecht gerechnet“ wird. Zum Abschluß präsentierte Herr Berger einige Aussagen von den Behördenmitarbeitern, Herrn Lohse, Herr Polzin und Herr Eisenberg, die ihm selber mehr als unangebracht waren. So z. B. (ich will hier nicht ALLLE Zitat auflisten)

  1. „… Pöbelein haben die Mitarbeiter der Verwaltung nicht verdient… es ist fast gesundheitsschädigend nach Huchting zu kommen.“ „Die Huchtinger hätten mäßigend eingreifen müssen.“ (Herr Dr. Lohse)
  2. „Herr Berger hat vorrangig persönliche Interessen.“ (Herr Polzin)
  3. „Jene, die da schreien, werden ohnehin nicht die Straßenbahn nutzen.“ (Herr Eisenberg)
  4. „… man kann nicht darauf verzichten, nur weil es 200 betroffene Anwohner gibt, die dagegen sind…“ (Herr Eisenberg – BSAG Vorstand)

Wenn solche Aussagen kommen ist man als Bürger nicht nur geschockt sondern auch noch sprachlos. Wenn das unsere gewählten Volksvertreter und deren Mitarbeiter sagen, dann zeugt das einzig und allein davon, das man den Bürger schon lange nicht mehr ernst nimmt. Daher eine kurze Stellungnahme zu diesen Aussagen:

  1. Wenn Mitarbeiter an ihren Aussagen und Stellungnahmen festhalten, auf Fragen nur ausweichend und schwammig Antworten ist irgendwann der Frustfaktor bei den Bürgern hoch. So geht es mir genauso, denn viele Antworten kann ich nicht ganz nachvollziehen oder in die Planung mit einbeziehen. Auf spezielle Fragen wurde nicht oder teilweise geantwortet. Außerdem: Wer lebt denn neben der Straßenbahn? Wer darf sich das geratter und die Bahnübergangssignale anhören? Wer soll sich denn den Bauklärm anhören? Zudem sind die Mitarbeiter ohne blessuren und blauen Flecken nach Hause gekommen. Es wurden keine Senatoren, kein Vorstandvorsitzender der BSAG und die Behördenmitarbeiter körperlich „beschädigt“.
  2. Es geht nicht nur um Herrn Berger, sondern auch um andere Anwohner und Bewohner des Stadtteils. Wer Grundeigentum hat, hat natürlich ein „persönliches Interesse“ das es so erhalten bleibt, ohne einen Wertverlust seines Grundstücks oder Hauses hinnehmen zu müssen. Auch die Anwohner der Gleisstrecke, ob BTE oder Heinrich-Plett-Alle (so wie wir) haben dann noch die Straßenbahn vor der Nase. Also haben auch die Mieter ein „persönliche Interesse“. Wenn man uns das vorwirft, kann man den Spies auch Umdrehen: Die Behörde und die Mitarbeiter haben auch ein „persönliches Interesse“ das die Straßenbahn gebaut wird. Welches, kann man nur raten…
  3. Viele Huchtinger nutzen die BSAG. Und wenn es nur zwei Haltestellen sind. Ob nun den Bus oder die Straßenbahn, das spielt keine Rolle. Eine so pauschale Aussage muß bewiesen werden, und daß kann Herr Eisenberg nicht. Meine Mutter ist nicht mehr so gut zu Fuß und hat dadurch längere Wege in Huchting. Auch ihr gefällt die Linienverlängerung nicht, zumal auch bei Ihr die Straßenbahn vor dem Balkon fährt. Und nun Herr Eisenberg? Dürfen wir dann nicht mehr, „die da schreien“, mit „ihrer Straßenbahn“ fahren?
  4. Der Stadtteil hat 30.000 Einwohner mit viel Grün. Nur 200 Anwohner sind dagegen? Es gibt eine „schweigende Mehrheit, die die Verlängerung“ will? Man kann das auch umdeuten: Eine schweigende Mehrheit will die Verlängerung gar nicht! Es kommen ja nicht alle zu den Bürgerforen, aus welchen Gründen auch immer. Aber man kann folgendes sagen: Die schweigende Mehrheit teilt sich in zwei Bereich; die einen möchten die Verlängerung die anderen nicht, und wieder andere nicht so wie jetzt geplant. Das schon mal bedacht?

Diesmal waren nur zwei Arbeitsgruppen angesetzt, eine für die BTE-Trasse – zur Optimierung – und die zweite war dann die Strecke auf der Heinrich-Plett-Allee. Eine dritte Gruppe wurde dann gegründet, die sich mit der Nullvariante bzw. KHL beschäftigt hat. Man versuchte das zwar zu ignorieren aber am Schluß Stand die dritte Gruppe und traf sich vor der Aula. Wie gehabt hat Herr Lohse das nicht so ganz gepaßt, da die „Tagesordnung“ bereits mit Vertretern aus Huchting besprochen war. Schön, aber woher sollte ich das wissen? Anscheinend muß man nun noch Hellsehen können.

Man kann abschließend den Abend so zusammenfassen: KHL ist tot, die BTE-Trasse soll weiter optimiert werden, und die Null-Lösung geht (angeblich) nicht, da man „bereits Verträge mit Niedersachsen“ abgeschlossen hat. Also bleibt alles beim „alten“? Bis auf wenige Ausnahmen, die eventuell in die zukünftige Planung mit einfließen werden, wird wohl die BTE-Trasse weiterhin verwendet. Die Deputation zu diesem Thema tagt am 19. Juli 2012 zum Thema Straßenbahnverlängerung Linie 1.

Es bleibt also noch abzuwarten was bei der Deputation herauskommt, schließlich da noch nicht das letzte Wort gesprochen. Änderungen wird es immer geben, denn schließlich ist auf der niedersächsischen Seite auch noch nichts im hannoveraner Parlament entschieden. Welcher Bremer fährt mit der Straßenbahn bis nach Mittelshuchting, wo gar nichts ist? Na ja, außer vielleicht eine Sparkasse, aber da wird keiner aus Osterholz bis hier her fahren. In den nächsten Jahren werden auch die Technologien im Bereich der Verbrennungsmotoren oder der Hybridtechnologie und der Elektromotoren weiter voranschreiten, so daß man auf „saubere“ Busse umsteigen kann.

Es bleiben einige Fragen übrig: Warum die Verlängerung der Straßenbahn nach Mittelshuchting? Es war mal Anfang der 1970er Jahre angedacht, da sollte Sie durch die Delfter Straße fahren – wo heute die Wilhelm Wagenfeld Schule steht, und wurde damals schon aus Kostengründen eingestampft. Ist das nun Prestige? Oder weil Bremen Zuschüsse bekommt? Auch diese Gelder stammen von den Steuerzahlern, nur daß sie vom Bund kommen, macht somit keinen unterschied. Liegt das an der EU? Müssen Buslinien Europaweit ausgeschrieben werden, und gibt es deshalb diese Linienverlängerung? Geht es um Ökologie? Wenn, dann wären auch Busse nach Euronorm 5 oder gar 6 einsetztbar. Eine Fahrzeitverkürzung? Maximal drei Minuten spart man ein. Eine Aufwertung des Stadtteils? Nicht entlang der Gleise, da dort eine neue Art von „Lärm“ entsteht, das dauerhaft auch krank machen kann. Es bleibt auch die Frage, ob der Stadtteil dann noch mal eher Geld bekommt, um ihn aufzuwerten, z. B. entlang der Kirchhuchtinger Landstraße, die mal eine „Einkaufsmeile“ war.

Am Ende kann man nur sagen, das es mehr Fragen als Antworten gibt und diese Antworten nicht dazu beitragen, Vertrauen in die Straßenbahnverlängerung bei den Huchtingern zu schaffen. Das die Huchtinger – und nicht nur diese! – den Aussagen skeptisch gegenüber stehen, liegt einfach daran, das schon viel Seiten der Politik und den Behörden versprochen und dann nicht gehalten wurde. So wird eben halt auch bezweifelt, daß das Bürgerforum kein Bürgerforum darstellt, sondern einfach nur eine Plattform zur Absegnung der Verlängerung darstellen soll, und daß die Bürger und Huchtinger nicht ernst genommen werden. Dieser Eindruck ist an manchen Stellen deutlich zu erkennen und öfter ließ man das auch die Huchtinger spüren. So schafft man kein Vertrauen in die Politik, in die Entscheidung und in den Behördenmitarbeitern. Das schafft noch mehr Mißtrauen. Aber das scheint wohl egal zu sein.

Um noch eines nachzuschieben: Viele kritisieren die Huchtinger, da diese die Straßenbahnverlängerung nicht wollen. Das sind dann Bremer, die in anderen Stadtteilen leben, mal auf so eine Sitzung kommen und dann erklären, sie wollen die Verlängerung. Da stellt sich natürlich die Frage ob diese Nutzer auch bis zur Endhaltestelle Mittelshuchting fahren und das regelmäßig. Die Huchtinger haben den Eingriff in den Stadtteil, hier wird sich sowohl die geographische, soziologisch als auch sozioökonomische Struktur ändern. Eine Meinung kann man haben, jederzeit und konstruktiv, aber nicht die Huchtinger hinstellen, als wenn sie ihren eigenen Stadtteil nicht kennen würden. Umgekehrt würden Bewohner anderer Stadtteile genauso reagieren, wenn sich Huchtinger in ihren Stadtteil einmischen würden.

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