Telekom – Ab 2016 sollen auch Bestandskunden Drosselung erhalten

Wer in den letzten Tagen die Zeitungen und die Computerseiten durchgestöbert hat, stieß immer wieder auf einen Beitrag: Telekom will Neukunden – trotz Flatrate – ab einer bestimmten, verbrauchten Datenmenge die Geschwindigkeit auf 384 kbit/s drosseln. Damit ist die Telekom ein Vorreiter in der Branche, gerade im Festnetzbereich, der nun „versucht“ das ganze durchzudrücken. Grund sollen angeblich 3 % der Kunden sein, die ein Hohes Datenaufkommen haben und die anderen Kunden zahlen den Traffic für diese „Heavy User“. Ganz nachzuvollziehen ist das nicht, denn schließlich basieren heute fast alle Dienste auf dem Internet. Warum das im Grunde der Falsche Weg ist, versuche ich im folgenden darzulegen…

Ab dem 2. Mai gelten für Neukunden oder Kunden die einen neuen Tarif wählen, die neuen AGBs, in denen bereits von einer Geschwindigkeitsdrosselung die Rede ist. Ganz so ohne weiteres wird diese Ankündigung der Drosselung der Geschwindigkeit weder von den Kunden noch von der Politik noch von den Mitwettbewerbern hingenommen. Kritik strömt auf die Telekom von allen Seiten.

Der Vorstandsvorsitzende Rene Obermann hat einen Brief an den Bundeswirtschaftsminister Phillip Rösler gesandt, in dem er noch einmal die Drosselung der Geschwindigkeit nach erreichen des inkl. Volumens rechtfertigt. Dieser Brief ist nun auch als PDF-Datei einzusehen.

Die Telekom-eigenen Dienste wie Videoload oder die Telekom-Cloud würden die Datenmenge angerechnet, außen vor bliebe aber das Paket „Entertain“, das kein typischer Internetdienst sei sondern eine von den Landesmedienanstalten durchregulierte separate Fernseh- und Medienplattform, für die die Kunden ein zusätzliches Entgelt bezahlten.

Nun haben wir ja nicht erst seit gestern mit IP Telefonie, VoIP oder Telekom-IP-Telefonie zu tun. Und ich kann da nur aus eigener, leidvoller Erfahrung sprechen. Eine Geschwindigkeitsdrosselung bringt auch das Telefonieren ins Stocken.  Auch auf die Gefahr hin mich bei vielen unbeliebt zu machen und mich massiv aus dem Fenster zu lehnen, kann ich nur sagen, das die Sprachqualität darunter leiden wird. Gerade bei großen Familien, oder bei kleinen Firmen, die viel Telefonieren müssen, ist eine hohe Bandbreite notwendig. Wer viele Daten verschiebt, oder in der Cloud arbeitet, dazu noch VoIP durchführt, ist mit seiner 16 MBit Leitung schnell an seinem Limit. Gerade die CRM Systeme benötigen  viel Datentransfer. Die Datenmenge, gerade beim Anlegen von neuen Dokumenten oder vom Einspielen oder Absichern von Backups, frißt Datenmenge.

Folge bei einer Drosselung für Firmen: VoIP läuft nicht mehr so sauber, es gibt Gesprächsabbrüche, der Datentransfer dauert lange und das Anlegen oder Bearbeiten von Dokumenten kann sich sehr in die länge ziehen. Schnell arbeiten sieht anders aus.

Das war aus Firmensicht. Und der Privatmann? Der kommt doch sicherlich mit der inkl. Datenmenge aus. Auch hier liegt man wieder falsch! Viele Telefonieren auch gerne, und wenn man VoIP hat… kann man sich ausmalen, wie die Datenmenge abnimmt. Schließlich schaut der Privatkunde auch bei YouTube Videos, Lädt Bilder in sein Onlinealbum, leiht sich Filme aus die er am PC sich ansieht, verschickt E-Mails mit großen Anhängen, ist regelmäßig bei Facebook oder Xing und kauft gerne Online ein. Und wenn dann noch in der Familie jemand ist, der gerne ein Onlinespiel spielt, dann ist die Datenmenge gleich aufgebraucht. Somit hat auch der Privatkunde Nachteile bei der Drosselung. Natürlich könnte man nun argumentieren, das ältere Menschen das ja alles nicht machen und somit keine großen Datenmengen verbrauchen, und trotzdem geht es hier ums Prinzip.

Wer einen Altvertrag besitzt, auch wir (!), kann sich glücklich schätzen von der Drosselung nicht betroffen zu sein. Denkste!

Wie man nun auf diversen Webseiten lesen konnte, greift diese Drosselung auch bei den Bestandskunden mit einem Altvertrag! Und der „Trick“ funktioniert folgendermaßen: Die Telekom will bereits jetzt Kunden, die jetzt zu Ihnen Wechseln oder sich einen neuen Tarif aussuchen, auf Telekom IP Telefonie umstellen. Wer nicht aufpaßt, verliert somit seinen alten Analogen- oder Universalanschluß. Die Kunden, die bis 2016 noch einen Analog- oder Universalanschluß haben, werden dann „Zwangsweise“ auf die neue Technik umgestellt. Dadurch ergibt sich ein neuer Vertrag, da es ja auch ein neues Produkt ist. So fallen dann auch die Bestandskunden unter die Drosselung.

Mit diesem Thema beschäftigt sich nun auch die Bundesnetzagentur und Prüft zur Zeit die Tarife der Telekom. Denn viele sehen darin die Netzneutralität gefährdet, wenn die DSL Geschwindigkeit gedrosselt wird. Fängt erst einer an, dann könnten andere Anbieter nachziehen.

Bis 2016 ist es nicht mehr Weit. Die VoIP Technik schreitet voran, vielleicht kann man mit dieser Sprachtelefonie irgendwie leben und sie wird ein Teil unseres Unternehmens. Nicht hingenommen werden kann, das die Telekom auf diesem Wege versucht eine Drosselung bei der Erreichung einer bestimmten Datenmenge die Geschwindigkeit auf „unterirdische“ 384 kbit/s zu Drosseln, schließlich hatte der erste DSL Anschluß 768 kbit/s. Es ist auch nicht nachzuvollziehen, wie man das nur mit den 3 % der Nutzer begründen kann, die mehr Traffic verursachen, als der Rest. Es ist auch nicht nachzuvollziehen, wie die Telekom und andere Anbieter uns Kunden und Firmen neue Technische Möglichkeiten an die Hand geben um besser zu Arbeiten oder Daten jederzeit verfügbar zu machen.

Bilder hochladen und per E-Mail den Freunden mitteilen, das neue Bilder Online sind, arbeiten und Rechnung schreiben über die CRM oder ERP Systeme die in der Cloud liegen, Zugriff auf FTP Server oder Download von Dokumenten durch Mitarbeiter, Regelmäßige Updates von Webseiten, Fernwartung und Datenbackup Erstellung, Blogeinträge verfassen und eventuell Bilder hinzufügen, Onlinespiele spielen ob nun PC oder per Konsole, Virensignaturen herunterladen oder mit der Clouddatenbank gegenprüfen… all das wurde uns von Telekommunikationsfirmen suggeriert, ist nun möglich und sogar recht schnell! Wie schnell man aber dann seine Datenmenge überschritten hat, das weiß der Nutzer nicht. Schließlich hat er ja eine Flatrate! Dieses Wort dürfte dann auch nicht mehr verwendet werden. Es wäre in diesem Moment fehl am Platze.

Zudem sind dann auch die vielgelobten Funktionen der Cloud-Anbieter „hinfällig“. Wir würden uns überlegen, was ist wichtig und was nicht. Nur macht sich kein Kunde, kein Privatkunde, kein Firmenkunde Gedanken. Warum sollte er auch? Durch eine geschickte Werbung wird uns allen Mitgeteilt, das derjenige „out“ ist, der nicht „in“ den neuen Möglichkeiten des Netzes steckt.

In diesem Fall schadet sich die Telekom mit Ihren eigenen Diensten selber. Wer hat schon Lust mehr als 10 oder 15 Stunden darauf zu warten bis sein Online Fotoalbum mit neuen Bilder bestückt ist. Darunter leiden auch die, die gerne Online die E-Mails einsehen. Viel wichtiger ist jedoch, das die Cloud Technologie, die gerade einen Fuß in die Tür gesetzt hat, abgewürgt wird. So kann man die Kunden auch Frustrieren und vergraulen. Es gehen immer die Kunden zuerst, die Enttäuscht sind.

Gerade die Drosselung ist eine Enttäuschung für die Kunden, die gewechselt sind oder seit Jahren bei der Telekom Kunden sind. Wer das nicht so einfach hinnehmen will sollte sich bei einer Petition Online eintragen. Wir haben es ebenfalls gemacht!

Herr Obermann, verehrte Vorstandsvorsitzende, so könnt Ihr keine neuen Kunden locken. Im Gegenteil, ihr werdet Kunden mit so einem Verhalten verlieren. Bringt eure Tarife in Ordnung, beratet die Kunden im T-Punkt vernünftig, sorgt für eine gute Sprachqualität und Stabilität bei IP Telefonie… damit könnt Ihr Punkten. Die Drosselung des Anschlußes bei Erreichen einer bestimmten Datenmenge ist ein Rückschritt. Deutschland ist ein Hochtechnologieland… aber Anscheinend in vielen Dingen davon noch weit entfernt.

 

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