Straßenbahnverlängerung Linie 1 nach Huchting: Demo war gut, Reaktionen gemischt

BSAG_LOGO_LINIE1Wer sich noch an den November erinnert, der wird sich sicherlich auch daran erinnern, das viele Huchtinger sich Kirchhuchting hingestellt haben, um dort einmal zu zeigen, was passiert, wenn durch die Kirchhuchtinger Landstraße die Straßenbahnen fahren. Viele Huchtinger fanden diese Aktion gut, denn es zeigte, wie sich der Verkehr staut und wie lange jeder von uns Warten muß, bis man weiter fahren kann.

Natürlich hat sich sofort auch ein Sprecher der Baubehörde gemeldet und gemeint, das würde alles so nicht stimmen, schließlich verringert sich auch der individual Verkehr automatisch, denn es ganz viele auf die Straßenbahn umsteigen.

DAS ist etwas, was man nicht vorhersehen kann! Woher kommt diese Zuversicht?

Bei den Planungen geht man von reellen Zahlen aus, so daß sich das Projekt rechnet und natürlich auch die Steuergelder ordentlich fließen, denn Bremen kann sich dieses überteuerte Projekt nicht Leisten. Also muß Berlin (ebenfalls Steuergelder) herhalten. Es ist aber die Frage, ob wirklich doppelt wenn nicht gar dreimal so viele Leute auf die Straßenbahn umsteigen. Das ganze kann man schon an Hand der Linie 4 sehen, wo die Zahlen selbst nach einem Jahr nicht so sind, wie auf dem Papier Prognostiziert.

Nach der Demonstration oder Demo – man muß dazu sagen, das man darunter nicht nur eine Ansammlung von Menschen verstehen muß, die sich gegen etwas auflehnt, sondern das man auch etwas zeigen oder Nachweisen möchte – wurden ebenfalls in Foren Stimmen laut, die das ganze ebenfalls für Abwegig hielten. Das wäre nicht Objektiv, die Huchtinger haben keine Ahnung, eine Straßenbahn wäre gut und besser für die Umwelt, ist doch bequemer und schneller, sollen sich nicht so anstellen, und wenn die Straßenbahn direkt am Garten vorbeifährt, na und?

Geht es hier eigentlich um den Stadtteil oder um die „Befriedigung“ von Leuten, die nur mit der Straßenbahn durch die Gegend fahren wollen? Im selben Forum wird aber auch gezeigt und erzählt, das Hybridbusse und Elektrobusse bei der BSAG eingesetzt werden und wie gut das ist. Das manche enttäuscht sind, wenn Sie ihn noch nicht gesehen oder mit ihm gefahren sind. Das ist natürlich dramatisch, wenn auf einer Linie nicht gleich der neue Bus fährt.

Auch wir Huchtinger sind enttäuscht, wenn die neuen Busse nicht auf unserer Router eingesetzt werden, denn auch wir wissen, das die BSAG neue Elektrobusse hat. Es wäre sehr gut, wenn diese hier eingesetzt werden, um zu zeigen, wie „Innovativ“ die BSAG ist. Schließlich wäre die Strecke ideal und bietet alles, was ein Bus für den täglichen Einsatz benötigt. Aber die BSAG ist strikt dagegen einen solchen Bus bei uns einzusetzen. Warum? Ist nicht nötig. So so…

Ist den Leute im Forum eigentlich ebenfalls bewußt, das wir Huchtinger mehr Ahnung haben über unseren Stadtteil, als Außenstehende, die in einem anderen Stadtteil leben? Wer mag auch schon gerne eine Straßenbahn zwei Meter von einem Grundstück fahren sehen oder hören. Ja klar, eine Schallschutzmauer wird doch gebaut, aber wer schaut da schon gerne drauf? Es hat keiner von denen je erlebt, wie es ist, wenn sein Grundstück plötzlich an Wert verliert, das Haus nur schwer zu verkaufen ist oder nur weit unter Wert. Wenn eine Autobahn vor ein Haus gebaut werden soll, die nicht nur die Sicht versperrt sondern auch Lärm macht, dann würden diese Menschen auch dagegen angehen. Interessant ist, das es immer die Menschen sind, die etwas wollen, die davon nicht betroffen sind. „Hauptsache ist, die Straßenbahnlinie wird Verlängert. Aber nicht bei mir….!“ Ich glaube kaum, das dann jemand im Forum mit großem Jubel aufspringen würde und sagen würde, „wie schön, sie fährt durch mein Wohnzimmer“.

Ja, wir Huchtinger haben damit ein Problem, das eine Trasse gelegt wird, die Soziologisch und ökonomisch eine Grenze zieht. In Huchting gibt es jede Menge kleiner Unternehmen, die direkt an der Kirchhuchtinger Landstraße angesiedelt sind. (Geschichte an) Früher war die Kirchhuchtinger Landstraße eine Art „Einkaufsmeile“ in Huchting. Sie führte von der Haferflockenkreuzung bis zum Huchtinger Kreisel. Erst durch den Bau des Roland Centers veränderte sich die Struktur im Stadtteil und viele mußten Aufgeben oder fanden keinen Nachfolger und schlossen Ihre Geschäfte. Jedoch ist der Einzelhandel entlang der Kirchhuchtinger Landstraße nicht tot. Er lebt. (Geschichte aus)

Und gerade in Höhe des Roland Centers gibt es viele Geschäfte die sind von der Laufkundschaft und von Stammkunden abhängig. Gerade die Inhabergeführten Geschäfte haben einfach nicht mehr die Rücklagen wie früher, um eine größere Durststrecke zu überstehen. Aber anscheinend ficht das die Straßenbahnbefürworter nicht an. Nur der Blick nach Lilienthal zeigt, was dort passiert ist. Nicht jeder konnte durchhalten, mußte seinen Laden schließen, hat aufgegeben. Die Stadt kümmert sich um sowas nicht. Warum auch! Er hat ja selber schuld, hätte ja Vorsorge treffen können!

Keiner wußte, nicht mal die Fachleute, das sich der Bau verzögerte. Und das muß ein Einzelhändler können? Was noch? Soll er den Bau selber noch durchführen? Gerade die Strecke vom Roland Center in die Werner-Lampe-Straße, links in die Kirchhuchtinger Landstraße und dann wieder in den Willakedamm wird eine Bauzeit von 1,5 Jahren angenommen! Super! Wie soll das ein Einzelhändler überstehen, hat sich da jemand schon mal Gedanken darüber gemacht? Was ist mit den Mitarbeitern, wenn er diese Entlassen muß, da er nicht mehr genügend Umsatz macht, um diese zu bezahlen? Aber das spielt keine Rolle. Es trifft einen anderen aber keinen Außenstehenden. Ach, es ist wieder ein unabhängiges Einzelhandelsgeschäft weg… egal kommt eben eine Kette rein oder das Gebäude verrottet eben. Aber wir haben eine Straßenbahn! Das ist wichtiger! Der Stadtteil und seine Einwohner sind egal. Sieht zwar nicht so schön aus, aber was soll’s. Wir haben dafür die Straßenbahn!

Immer wieder wird das Argument der Schnelligkeit angegeben und das es Umweltfreundlich wäre. Das sind nur vier Minuten! 4 Minuten! Ganze vier Minuten 4 die ich schneller in der Stadt bin. Wow, vier Minuten schneller in der Stadt, wo ich schneller Geld ausgeben kann. Tja, da müßte ich aber auch erstmal hinkommen, in die Stadt, um Geld auszugeben, wenn die Straßenbahn nicht fährt.

Rückblick: Am 1. Dezember 2015 mußten wir in die Stadt bzw. Richtung Osterholz. Was wir nicht wußten (!) und was nirgendwo auf der Webseite und an den Fahrgastanzeigen stand, war, das die Linie 1 bis zu 50 Minuten Verspätung hatte. Erst ein oder zwei Tage später fanden wir heraus, warum: Irgendwo auf der Strecke kam es zu einem Unfall, der die Linie 1 betraf, wodurch Huchting nicht mehr bedient werden konnte. Zwischen Osterholz und Kurt-Hubert-Straße wurden Busse eingesetzt. Aber in Huchting? Wie immer… kein einziger Einsatzbus! Wozu auch? Die Straßenbahn ist ja soooo toll! Huchtinger kommen immer an… wir als BSAG sagen aber nicht wann! Das bleibt unser kleines Geheimnis und nebenbei erhöhen wir jedes Jahr die Fahrpreise damit wir den Service massive verschlechtern. Kommen sie als Kunde Passagier Zahlendes etwas zu uns, wir bringen Sie irgendwann mal dorthin.

Das soll dann besser sein? Wir Huchtinger sind regelmäßig davon betroffen, wenn die Straßenbahnen durch irgendwas blockiert werden. Kriegen wir eine Info? Nein! Wird sich das Ändern, wenn die BSAG und die Politik ihren Willen durchgesetzt hat? NEIN! Warum auch, die Politiker fahren nicht mit dem ÖPNV und wenn sich jemand beschwert, dann werden die Nebelkerzen angeworfen und der Fahrgast „Nervensäge“ wird wieder im Regen stehen gelassen. Hauptsache ist, er hat gezahlt.

Busse sind flexibel und ja, sie waren bis vor wenigen Jahren nicht gerade Umweltfreundlich. Das hat sich aber durch die ständige Weiterentwicklung der Technik verändert. Nun haben wir Hybridbusse und Elektrobusse. Diese können sehr gut eingesetzt werden und würden den Kreisverkehr hier in Huchting gut ergänzen und sogar die älteren Fahrzeuge ablösen. Aber angeblich sind Straßenbahnen viel Umweltfreundlicher. Wieso? Nur weil sie keinen Sprit benötigen? Weil kein Auspuff am Fahrzeug hängt? Auch der Strom muß erzeugt werden, und da wir nicht wissen, wo der Strom produziert wird kann man nicht immer nur sagen, die Straßenbahn ist sauberer. Die neuen Busse der BSAG sind beides: Sauber und flexibel. Gerade hier in Huchting, wo wir für mindestens zwei Jahre den Notstand haben werden, wenn die Brücke über die B75 abgerissen wird. Dann werden wir einen Vorgeschmack auf das Bekommen, was uns erwarten würde, wenn die Straßenbahn gebaut wird. Na vielen Dank.

Wir Huchtinger wissen schon, warum wir die Straßenbahn nicht wollen. Das wissen wir besser als die ganzen Planer. Man kann uns noch soviel locken mit Versprechungen die nie (!) seitens der Politik eingehalten werden. Daher sollte der Ringverkehr mit dem Bus bestehen bleiben, auf neue Busse umgestellt werden und die Attraktivität der Kirchhuchtinger Landstraße weiter erhöht werden. Alles andere ist eine Totgeburt und die Huchtinger Bevölkerung wird dann den Ärger bekommen seitens der BSAG und der Politik bekommen, wenn die Straßenbahn – sollte sie je kommen – nicht so angenommen wird. Nur den Stiefel ziehen wir uns nicht an. Im Gegenteil, hier müssen sich die klugen Planer dann einmal mehr den Kopf zerbrechen warum das so ist. Die Huchtinger Bevölkerung hat genügend Vorschläge gemacht und aufgezeigt, jedoch ist davon nur wenig umgesetzt worden. Wir schauen, was im nächsten Jahr passiert.

Infomaterial

Bürgermeister Dr Sieling – Antwort – Oktober 2015

Huchtinger-Initiative, Brief an Dr. Lohse

WK – Demo 20.11.2015

Altlastgutachten

Roundup

Dieser Beitrag wurde unter BSAG, Huchting, Straßenbahnverlängerung Linie 1 und 8 abgelegt und mit , , , , , , , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert